„Das ist mir eine Herzensangelegenheit“

- Gunthild Schulte-Hoppe

Im Volleyballteam des VfB Friedrichshafen sind unterschiedliche Nationalitäten vertreten. Die Arbeitssprache ist meistens Englisch. Damit die Spieler sich mit ihren Fans und im alltäglichen Leben verständigen können, bietet Helmut Goller seit 20 Jahren ehrenamtlich Deutschunterricht an.

„Die Initiative ging von Stelian Moculescu aus, als er 1998 nach Friedrichshafen kam“, erinnert sich Helmut Goller. Damals lief das von Goller ins Leben gerufene Projekt „Volleyball 2000“. Im Zuge dessen wurden junge Nachwuchsspieler wie Max Günthör und Matthias Kolley mit Nachhilfeunterricht gefördert, um Stoff nachzuholen, den sie durch Kadermaßnahmen verpasst hatten.

„Das könntest du auch für meine Spieler machen“, hatte Moculescu damals gesagt. Helmut Goller willigte unter einer Bedingung ein: „Geld nehm‘ ich keins“. So hält es der mittlerweile 72-Jährige bis heute. Während der Saison geht er ein- oder zweimal pro Woche in die ZF Arena, um sich mit seinen „Schülern“ – meistens zwei oder drei – zu treffen. „Manchmal mit viel Erfolg, manchmal mit weniger“, sagt der ehemalige Konrektor der Graf-Soden-Realschule. Ungebundenen Spielern rät Goller gern mit einem Augenzwinkern sich eine deutsche Freundin zu suchen. „Dann lernen sie die Sprache am schnellsten.“

40 bis 50 Volleyballprofis, so schätzt Goller, hat er beigebracht, wie man sich außerhalb des Volleyballs in Deutschland durchschlägt. Spieler aus mehr als zehn verschiedenen Ländern haben bei ihm die Schulbank gedrückt. Darunter João Jose aus Portugal, der Ungar Peter Nagy, der Brasilianer Idi und Andreas Takvam (Norwegen) sowie den Tschechen Jakub Janouch und den polnischen Co-Trainer Adam Swaczyna.

Sein bester Schüler? „Ganz klar Marc Honoré. Dem konnte ich nach zwei Jahren nichts mehr beibringen“, sagt Helmut Goller. „Der Unterricht war eine Mischung von Unterhaltung, Bildern, Grammatikübungen und natürlich ein bisschen Hausaufgaben“, erinnert sich der Mittelblocker aus Trinidad und Tobago. „Durch sein perfektes Englisch konnte Helmut auch alle meine Fragen beantworten und hat mir sehr viel mit Grammatik geholfen.“

Zu Honoré, der von 2007 bis 2010 und in der Saison 2015/16 beim VfB spielte und bei Benfica Lissabon unter Vertrag steht, hat Helmut Goller noch in engen Kontakt. Dabei wird meistens per whatsApp kommuniziert. Erst vor Kurzem war Honoré in Deutschland und hat seinem ehemaligen Lehrer besucht.

Durch sein Ehrenamt kennt Helmut Goller alle Spieler, die Volleyballer kennen ihn. Wenn es geht, ist er bei allen Heimspielen dabei und fiebert mit. Ans Aufhören denkt Helmut Goller auch mit vielen 72 Jahren noch nicht. Solange ich gebraucht werde, mache ich weiter. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit.“